Broken Heart Syndrome: Von gebrochenen Herzen und Oktopus-Fallen

Während wohl fast jedem im Laufe seines Lebens einmal das Herz gebrochen wird, gibt es in der Medizin ein ernstzunehmendes Krankheitsbild mit dem Namen „Gebrochenes-Herz-Syndrom“ oder „broken-heart-syndrome“. Ob das Herz wirklich bricht, was das Ganze mit einer Tintenfischfalle zu tun hat und ob vielleicht doch die Liebe eine Rolle spielt, erfahrt ihr in diesem Beitrag.

Stress-Kardiomyopathie

Das „broken-heart-syndrome“ wird in Fachkreisen „Tako-Tsubo-Kardiomyopathie (TTC)“ genannt. Namensgebend ist hierbei nicht, wie so oft, eine Person, sondern die Ähnlichkeit der linken Herzkammer mit einer japanischen Tintenfischfalle.

Durch starken emotionalen oder physischen Stress kann es zu einer akuten und reversiblen Dysfunktion der linken Herzkammer kommen. Beschriebene Fälle reichen dabei von dem Verlust einer nahestehenden Person über die Trennung vom Partner bis hin zur Benachrichtigung über einen Lottogewinn. Die Symptome sind mit einem Herzinfarkt oder einer kardialen Dekompensation vergleichbar: Enge in der Brust, Herzrasen, Atemnot und Brustschmerzen. Betroffen sind in mehr als 90% der Fälle ältere Frauen nach der Menopause.

Die Ursachen sind bis heute nicht vollkommen geklärt. Man vermutet, dass die sogenannten Katecholamine (Stresshormone), wie Adrenalin und Noradrenalin, durch eine Überaktivität des autonomen Nervensystems die Funktion des Herzmuskels verändern und zu einer Verkrampfung führen. Dadurch verändert sich die Form der linken Herzkammer und die Hauptschlagader verengt sich, sodass die Peripherie nicht mehr adäquat mit Blut versorgt werden kann.

Broken Heart Syndrome - Tako-Tsubo-Kardiomyopathie (TTC)

Quelle: cardiosecur.com

Diagnostik

Wie erkennt man nun aber ein Tako-Tsubo-Syndrom und wie unterscheidet man es erfolgreich von einem Herzinfarkt?

  • EKG: In der Echokardiographie zeigen sich in rund 44% der Fälle sogenannte ST-Hebungen, wie sie auch bei einem Herzinfarkt auftreten können. Für sehr Interessierte: Es gibt auch noch andere Anzeichen wie z.B.: T-Inversionen und QT-Verlängerungen.
  • Labor: Routinemäßig wird natürlich auch sofort das Blut auf sogenannte Herzenzyme untersucht. Bei der TTC kommt es im Gegensatz zum Herzinfarkt nur zu einer geringen Erhöhung des sogenannten Troponin-T, einem der Indikatoren für den Untergang von Herzmuskelgewebe.
  • Herzultraschall: Bei der Echokardiographie zeigt sich eine Bewegungsstörung des Herzmuskels an der Herzspitze. Diese eingeschränkte Beweglichkeit lässt sich allerdings – anders als beim Herzinfarkt – nicht dem Versorgungsgebiet einer Koronararterie zuweisen.
  • Herzkatheteruntersuchung: In der Angiographie lässt sich zur Abgrenzung des Herzinfarktes meist keine Verengung einer Kranzarterie finden.

Prognose

In der Regel ist die Prognose für dieses Krankheitsbild sehr günstig. Es kann innerhalb von Stunden bis Wochen zu einer spontanen Erholung kommen. Der wichtigste Schritt hierbei ist natürlich die Vermeidung von Stress. Bis heute gibt es noch kein einheitliches Therapieschema für die Zeit nach dem Ereignis. Meistens werden jedoch Betablocker verschrieben, um die Wirkung der Stresshormone abzufangen.

Wie reagiere ich?

Da das „broken-heart-syndrome“ ohne diagnostische Verfahren nicht von einem Herzinfarkt unterschieden werden kann, solltet ihr dieselben Schritte wie bei einem Herzinfarkt einleiten:

  • Verständige die Rettung und lagere die Person mit aufrechtem Oberkörper. Öffne, wenn möglich, beengende Kleidungsstücke wie Hemden, Krawatten, etc.
  • Weitere Anstrengung soll vermieden werden und versuche, der Person gut zuzureden und sie zu beruhigen, bis die Rettung eingetroffen ist.
  • Sollte der Patient oder die Patientin zu irgendeinem Zeitpunkt bewusstlos werden, kontrolliere zehn Sekunden lang die Atmung.
  • Atmet die Person, bringe sie in die stabile Seitenlage und kontrolliere die Atmung regelmäßig.
  • Ist keine Atmung vorhanden, beginne mit der Herzdruckmassage und der Beatmung im Schema 30:2, und beauftrage eine andere Person einen Defibrillator zu holen.
  • Achte während dieser Maßnahmen auch immer auf deinen Selbstschutz (Beatmungstuch, Handschuhe, Sicherheit der Umgebung)!

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Quellen:
Amboss.com
MedUni W
ien
Kinderklinik/Uniklinikum Graz

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