Zahlen und Fakten: Weltweit fast 90 % herzkranker Babys ohne Hilfe

Etwa 1,35 Millionen Babys weltweit werden jedes Jahr mit angeborenen Herzfehlern geboren – das entspricht etwa 1 von 100. Viele von ihnen könnten ein normales und produktives Leben führen, doch dies hängt dies entscheidend von einer rechtzeitigen Behandlung ab. Leider leben jedoch 90% der betroffenen Babys in Regionen, in denen medizinische Versorgung unzureichend oder nicht vorhanden ist. Alle zwei Sekunden stirbt ein Kind an einem angeborenen Herzfehler. Vor diesem Hintergrund beleuchten wir die Herausforderungen der Versorgung herzkranker Kinder in Ländern mit niedrigem und mittleren Einkommen und zeigen auf, wie auch du helfen kannst.

1. Angeborene Herzfehler sind die häufigsten angeborenen Defekte

Herzerkrankungen bei Kindern können angeboren oder im späteren Leben erworben sein. Angeborene Herzfehler sind die häufigsten angeborenen Defekte und verursachen etwa ein Drittel aller angeborenen Missbildungen.

2. Alle zwei Sekunden stirbt ein Kind an einem angeborenen Herzfehler

Weltweit sterben jedes Jahr 15 Millionen Kinder an einem angeborenen Herzfehler oder erkranken schwer. Anders ausgedrückt: Im Durchschnitt stirbt alle zwei Sekunden ein Kind an einer angeborenen Herzkrankheit.

3. 90% der Babys mit angeborenem Herzfehler leben in Entwicklungsländern

Die hohe Zahl an Todesfällen ergibt sich daraus, dass bedauerlicherweise über 90% der Babys mit angeborenem Herzfehler in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen leben und dort schlechten oder keinen Zugang zur Versorgung haben, die sie brauchen.

4. Im Schnitt gibt es 1 Herzversorgungszentrum pro 33 Millionen Menschen in Afrika

In Entwicklungsländern gibt es oft einen erheblichen Mangel an Herzversorgungszentren und geschultem Personal. Während in Nordamerika ein Herz-Zentrum etwa 120.000 Menschen versorgt, beträgt das Verhältnis in Asien 1 Zentrum pro 16 Millionen, in Südamerika rund 1 Zentrum pro 25 Millionen Menschen und in Afrika 1 Zentrum pro 33 Millionen Menschen. Dies führt zu erheblichen Zugangsproblemen, insbesondere für Menschen in ländlichen Gebieten. Zudem sind viele Herzspezialisten nicht auf Kinder spezialisiert.

5. Falls behandelt, 95% Chance, das Erwachsenenalter zu erreichen

Fortschritte in der Kinderkardiologie ermöglichen die Reparatur oder Linderung der meisten angeborenen Herzfehler – jedoch nur, wenn die richtige Behandlung verfügbar ist. Die Überlebensrate von Neugeborenen hängt davon ab, wo auf der Welt das Kind geboren wird. Wenn es Zugang zu Vorsorgeuntersuchungen, Frühdiagnose und Behandlung gibt, hat das Baby eine 95%ige Chance, bis ins Erwachsenenalter zu überleben und gute langfristige Perspektiven.

6. Die Behandlung ist unbezahlbar

Finanzierung ist ein kritischer Faktor. Viele Entwicklungsländer verwenden nur einen kleinen Anteil ihres Bruttoinlandsprodukts für die Gesundheitsversorgung, und Kinderherzkrankheiten haben oft keine Priorität. Familien müssen oft die Behandlung aus eigener Tasche bezahlen, was für die meisten unbezahlbar ist. Partnerschaften mit Organisationen wie Herz bewegt und unseren Partnerorganisationen können helfen, die finanzielle Belastung für die Familien zu mildern.

7. Große Verzögerung bei Diagnose und Überweisung

Die Verzögerung bei der Diagnose angeborener Herzfehler ist ein weiteres Problem. Viele Fälle werden erst spät erkannt, da sowohl die Gemeinschaft als auch die Gesundheitsdienstleister oft nicht ausreichend über Kinderherzkrankheiten informiert sind. Frühzeitige Diagnose und Aufklärung sind entscheidend.

8. Was kostet eine Kinderherzoperation in Entwicklungs- und Schwellenländern?

Herz bewegt arbeitet mit Partnerorganisationen, die Kinderherzprogramme in Ländern wie Bolivien oder Guyana aufbauen und finanziert Herzoperationen für Kinder, deren Familien sich die nötige Behandlung sonst niemals leisten könnten. So konnten wir bereits über 200 Kindern helfen. Im Rahmen dieser Initiativen kostet eine Operation im Schnitt 4.500€. Diese vergleichsweise niedrigen Kosten sind nur möglich, da internationale Spezialistinnen ihre Zeit spenden und ohne Honorar an den Einsätzen teilnehmen. Für die Familien vor Ort bleiben sie jedoch ohne unsere Hilfe unbezahlbar.

  • € 54.000 – Die Kosten eines 2-wöchigen Einsatzes der ChirurgInnen.
  • € 4.500 – Die Kosten einer lebensrettenden Herzoperation.
  • € 1.000 – Die Flugkosten für medizinisches Personal.
  • € 300 – Die Kosten einer Herzklappe.
  • € 100 – Die Kosten für notwendige Medizin einer Operation.
  • € 50 – Für sterile Instrumente und Verbandsmaterial benötigen wir pro Kind 50 Euro

9. Was kann getan werden?

Die Versorgung von Kinderherzen in Entwicklungs- und Schwellenländern steht vor erheblichen Herausforderungen, darunter begrenzter Zugang, finanzielle Engpässe und verzögerte Diagnosen. Dennoch gibt es Chancen zur Verbesserung, darunter die Schaffung weiterer Versorgungszentren, Schulungen für medizinisches Personal und die Förderung von Partnerschaften. Durch Sensibilisierung, Früherkennung und gezielte Maßnahmen können wir dazu beitragen, das Leben von Kindern mit Herzkrankheiten in Entwicklungsländern nachhaltig zu verbessern. Gemeinsam mit unseren Projektpartnern bauen wir Kinderherzprogramme auf, die langfristig die Versorgung herzkranker Kinder sicherstellen sollen.

Auch du kannst etwas dazu beitragen, Kindern in diesen Ländern eine zweite Chance auf ein gesundes Leben zu schenken.


Quelle:
Status of Pediatric Cardiac Care in Developing Countries, Anita Saxena (2019), in: Congenital Heart Disease: Recent Advances in the Diagnosis and Management, “Children”. https://www.mdpi.com/2227-9067/6/2/34/htm

Adults with Congenital Heart Disease in the Americas – Where we are today and where we are heading: A General View of the Inter-American Adult Congenital Heart Disease Council (2020). https://www.sciencerepository.org/adults-with-congenital-heart-disease-in-the-americas-where-we_JICOA-2020-3-102

Antonella kam mit 3 verschiedenen Herzfehlern zur Welt. Dank des Kinderherzprogramms, das Herz bewegt in Bolivien unterstützt, konnte sie erfolgreich operiert werden.

Die Kinder werden vor der Operation von den Spezialist:innen nochmals gründlich untersucht

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